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Kleines Mathematisches Manifest (größtenteils frei nach Alexander Bogomolny)

Es ist normal, dass ein Mensch nicht an jeder Lektüre Spaß hat. Wer jedoch Lesen generell ablehnt, macht sich sofort außergewöhnlichen Geistesmangels verdächtig. Sehr seltsam käme uns auch eine Person vor, die überhaupt keine Musik mag, im Unterschied zu einer, die nur bestimmte Stilrichtungen verschmäht. Ebenso würde es uns sicher überraschen, einen Erdenbürger zu treffen, der jede Art von Gemälde oder Skulptur unerträglich findet.

Aber warum wird es dann als durchaus normal akzeptiert, wenn jemand bekennt, dass er die Mathematik grundsätzlich hasst und von ihr keinen blassen Schimmer hat?

Wenn wir Auto fahren, ein Handy bedienen oder uns auf die Standfestigkeit moderner Gebäude verlassen, müssen und wollen wir von der dahinterstehenden Mathematik nichts wissen. Wo wir sie im Alltag brauchen, da ist sie trivial, und wo sie kompliziert ist, da überlassen wir sie den Experten. So weit eine verständliche Haltung.

Aber müssen wir uns vor ihr fürchten und sie hassen, nur weil wir sie nicht vollständig verstehen? Würde irgendjemand auf die Idee kommen, eine klassische Sinfonie allein deshalb abzulehnen, weil er ihre großartige musikalische Architektur nicht durchschaut?

Warum fällt es manchen Menschen so schwer, die Schönheit der Mathematik ebenso unbeschwert zu empfinden wie die Schönheit von Musik? Obwohl jene, wie nicht nur Mathematiker wissen, unser Leben genau so bereichern kann?

"cut-the-knot" lädt ein zum Staunen, und vielleicht hilft dieser Zugang, das freundliche Gesicht der Mathematik zu erkennen: Eine unendliche Spielwiese des Geistes liegt vor uns! Wir dürfen selbst herausfinden, was davon uns nützlich sein kann und was einfach nur schön ist, ohne einen praktischen Zweck zu erfüllen. Immer wieder werden wir Zusammenhänge entdecken und vielleicht nachforschen wollen, was dahinter steckt. Wir dürfen, wir müssen nicht.



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